konstituierende
Sitzung des Gemeinderates am 16.07.2004
Rede
des Fraktionsvorsitzenden der CDU – Peter Keßler
Herr
Bürgermeister, Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, meine Damen und
Herren,
die Kommunalwahlen sind gelaufen, die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat Marpingen und im Ortsrat Urexweiler haben sich gedreht. Umgekehrt mit einer recht deutlichen Mehrheit bzgl. der Sitzverteilung der CDU. Mit 19:14 Sitzen haben wir für die kommenden Jahre klare Verhältnisse und damit aber auch eine Menge Verantwortung. Dessen sind wir uns bewusst!
Wir
werden, uns bemühen, Entscheidungen zu treffen, die das Wohl der Gemeinde im
Fokus haben und nicht parteipolitisch bzw. parteiideologisch geprägt sind. Wir
wissen, dass wir uns einem desolaten Haushalt gegenübersehen, der das Machbare
und Gewollte schnell an Grenzen stoßen lässt. Wir wissen auch, dass dies kein
Grund zur Resignation sein kann und darf. Das Gegenteil ist der Fall.
Verantwortungsvoll mit dem Wenigen umzugehen und mit visionären Ideen und neuen
Wegen eine Politik zu machen um die Gemeinde voran zu bringen, ist unser Ziel.
Dabei werden wir wesentlich stärker, als dies in den letzten Jahren der Fall
war, auf die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, der einzelnen Ortsteile
setzen. Wie dies im Einzelnen aussehen kann wird sich noch zeigen. Klare
Vorstellungen haben wir, die von aktiver Bürgerbeteilung durch beispielsweise
Pflege von öffentlichen Anlagen oder aber bis zur finanziellen Beteiligung von
Betrieben oder Unternehmen an Projekten oder Einzelmaßnahmen reichen könnte.
Beste Beispiele haben wir gerade erfahren, als wir die Maßnahmen „Härtelwald“
beschlossen haben, wo die beteiligten Unternehmen teilweise Sach- und
Dienstleistungen unentgeltlich erbringen (beispielhaft zu erwähnen: Architekten
Klees mit der Planung). Dies sind erste Ansätze und Möglichkeiten, die es
auszubauen gilt. Wir setzen hierbei auf die gesamte Bevölkerung der
Großgemeinde und sind überzeugt davon, dass wir hier bei sehr vielen
Bürgerinnen und Bürgern ein offenes Gehör finden werden. Natürlich geht es
nicht ohne Haushaltsmittel. Wir sind angewiesen auf Zuschüsse, in erster Linie
des Landes. Die saarländische Landesregierung hat sich in der Vergangenheit
großzügig gezeigt und wir sind davon
überzeugt, dass dies auch in der Zukunft so sein wird. Wir als CDU haben die
besten Verbindungen zu den Entscheidungsträgern. Erst gestern wurde der
Grundschule Urexweiler ein Zuschussbescheid in einer Größenordnung von mehr als
70.000 € durch den Staatssekretär Karl Rauber zu Sanierungszwecken übergeben.
Viele Dinge haben wir uns, in allen Ortsteilen gleichermaßen, zur Realisierung
vorgenommen. Wir werden dies alles versuchen umzusetzen. Aber, und daraus haben
wir nie eine Hel gemacht, wissen wir ebenso gut, dass einige Dinge dabei sind,
die nicht innerhalb eines kurzen Zeitraumes realisiert werden können. Hier gilt
es auch viele Abhängigkeiten zu beseitigen und eine gewisse Infrastruktur
vorzubereiten. Dies werden wir in Angriff nehmen.
Wir hoffen
darauf, dass der jetzt schon mehr als enge Spielraum nicht durch Bundesgesetze wie Hartz IV noch
geringer wird. Eine spannende Frage, die sich wohl in den kommenden Wochen und
Monaten beantworten lässt.
Ein Thema
wird uns ganz sicher kurzfristig beschäftigen. Es geht hierbei um die
gemeindeeigenen Gesellschaften, die als eigenständige Gesellschaft am
Gemeindehaushalt vorbei, teilweise eine parallele Gemeindeverschuldung
betreiben und die wirkliche Finanzmisere noch verharmlosen. Hier wurden in der
Vergangenheit Entscheidungen getroffen, die nicht immer nachvollziehbar waren
und sind.
In einigen
Worten möchte ich auf das Verhältnis zur SPD eingehen. Es wäre toll, wenn wir
möglichst viele Entscheidungen gemeinsam, zum Wohle unserer Gemeinde treffen
könnten. Wie eben schon gesagt, werden wir uns in den Entscheidungen am Wohle
der Gemeinde orientieren und wenn notwendig, dies auch mit unserer Mehrheit
durchsetzen. Ideologie bleibt außen vor. Die auf dieser Basis in der
Vergangenheit getroffenen Beschlüsse gilt es zu überdenken! Wir werden auch
keinen Missbrauch unserer Mehrheit betreiben, indem wir, wie leider in der
Vergangenheit geschehen, die Geschäftsordnung oder KSVG großzügig umgehen um
Macht zu demonstrieren und um parteipolitischen Willen durchsetzen. Dies wird
es künftig nicht mehr geben! Wir bieten der Opposition einen fairen und offenen
Umgang an und erklären uns bereit, über alle prekären Themen, wenn nötig auch
im Vorfeld offen zu diskutieren um gemeinsam Lösungen zu finden.
Die gleiche
Bereitschaft zur Zusammenarbeit und offenen Kommunikation biete ich im Namen
meiner Fraktion auch dem Bürgermeister an. Wir wissen wohl, in welch
ungewohnter und für ihn auch möglicherweise unglücklichen Rolle er sich
befindet. War er es doch gewohnt, ohne auf die Opposition zugehen zu müssen,
alle ihm wichtigen und lieben Entscheidungen mit seiner Fraktion durchzusetzen.
Ich betone hierbei bewusst: seine Fraktion. Herr Bürgermeister, ich sage dies
auf Grund der Tatsache, dass Sie im Wahlkampf, zwei Tage vor der Wahl, einen
öffentlichen Aufruf getätigt und die Wählerinnen und Wähler aufgefordert haben,
die SPD zu wählen. Abgesehen von der Tatsache, dass Sie sich damit rein
rechtlich gesehen strafbar gemacht haben (es gibt dazu mehrere
Grundsatzurteile), steht es Ihnen als Bürgermeister nicht zu, sich für eine
Partei stark zu machen. Sie sind von der Bevölkerung, die sich nun mal aus
Roten und Schwarzen zusammensetzt, gewählt und haben derer aller Interessen zu
vertreten. Dabei brauchen Sie ihre politische Gesinnung und Heimat nicht zu
leugnen, versuchen Sie dennoch in Ihrem Handeln und Tun neutral zu sein, was
Sie durch Ihren Amtseid auch zugesagt
haben.
Leid tut
mir auch die Tatsache, dass Sie in keiner Weise eine Kommunikationsbereitschaft
der CDU gegenüber zeigen. Vor 14 Tagen habe ich Ihnen den neuen
Fraktionsvorstand vorgestellt. Wir haben heute eine sehr umfangreiche
Tagesordnung zu bewältigen. Im „Nichtöffentlichen Teil“ werden wir uns mit
einem äußerst prekären Punkt zu beschäftigen haben, wo möglicher Weise
schnellstes Handeln angesagt ist. Ihnen brauche ich hier die Wichtigkeit des
Punktes und dessen Bedeutung für die weitere Entwicklung unserer Gemeinde nicht
zu erläutern. Sie wissen auch, wie unterschiedlich von beiden Fraktionen diese
Sache in der Vergangenheit gesehen wurde. Dennoch haben Sie es nicht geschafft,
obwohl wir uns nach den Wahlen mehrfach bereits gesehen und gesprochen haben,
auch nur mit einer einzigen Silbe die Notwendigkeit eines gemeinsamen
Gespräches im Vorfeld zu diesem außerordentlich wichtigen Thema zu erwähnen.
Der Fraktionssitzung der SPD in dieser Woche haben Sie beigewohnt und
detailliert über diesen Punkt informiert. Vielleicht haben Sie noch nicht
gemerkt, dass die SPD solche Entscheidungen alleine nicht mehr treffen kann.
Ein Bürgermeister, der nicht in der Lage ist, auf die Mehrheitspartei, auch
wenn sie nicht seine eigen ist,
zuzugehen, ist ein schlechter Bürgermeister.
Wir werden
zu einem späteren Zeitpunkt über die Sitzungstermine zu reden haben. Hier haben
Sie doch tatsächlich bis zum Jahresende noch zwei Sitzung eingeplant. Sie
scheinen wirklich den Gemeinderat nicht überfordern zu wollen. Oder hängt es
womöglich mit den geänderten Mehrheitsverhältnissen zusammen? Sollte dies der
Fall sein, würde es das vorher gesagte
bestätigen. Dies brauche ich nicht zu wiederholen. Ich sage Ihnen aber, sollten
Sie nach dem heutigen Tag keine weiteren Termine einplanen, werden wir dennoch
Gemeinderatssitzungen haben, von denen Sie heute noch nichts wissen können.
Persönlich
tut es mir leid, dass ich in der ersten Sitzung in meiner Funktion als Sprecher
der Fraktion solch deutliche Worte gebrauchen muss. Dennoch sehe ich es als
einzige Möglichkeit deutlich zu machen, wo wir stehen und dass dies nicht der
Weg für die Zukunft sein kann. Sie
wissen so gut wie ich, dass Sie künftig die CDU brauchen, weil Sie ansonsten
nur noch eingeschränkt handlungsfähig sein werden. Nochmals biete ich Ihnen unsere Bereitschaft zur Kommunikation,
zur Zusammenarbeit und gemeinsamen Lösungsfindung, vor allem bei so heiklen
Themen wie wir sie gleich besprechen werden, an. Ich erwarte allerdings, dass
Sie sich auf uns zubewegen und wir Ihre Bereitschaft erkennen.
Sollte
dies zutreffen, habe ich die Hoffnung und den Glauben, dass wir es gemeinsam
mit gutem Willen auch schaffen werden.