Haushaltsdebatte
im Gemeinderat – die Position der CDU
Die Sitzung des GR, in der der Haushalt der Gemeinde
zur Diskussion steht, ist sicherlich eine der wichtigsten Sitzungen des Jahres.
Werden doch mit dem Haushalt die Weichen für die Investitionen in den
Ortsteilen und Ausgaben im Bereich der
Verwaltung gestellt. Vor einigen Jahren war dies sicherlich noch
wesentlich unspektakulärer als heute, nämlich in Zeiten, in denen die Haushalte
ausgeglichen waren und man sich innerhalb der Fraktionen nur darüber einig
werden musste, welche Gelder des Vermögenshaushaltes in die einzelnen Ortsteile
fließen sollen. Während man damals noch einen Kuchen von mehreren Millionen zu
verteilen hatte, ist der Appetit zwar geblieben, der Kuchen aber erheblich
kleiner geworden. Um in der Bildersprache zu bleiben heißt dies, dass der
Kuchen heute aus allenfalls noch einem einzigen Stück besteht.
Der Bürgermeister hat in seinen Ausführungen auf die
Situation hingewiesen. Die Gesamtentwicklung bei den Fehlbeträgen ist
katastrophal. Seit 1996 haben wir einen kontinuierlich wachsenden Schuldenberg.
Einen gravierenden Sprung erlebten wir 1998, als das Defizit im Vergleich zum
Vorjahr um 128% gesteigert wurde. Nach dem uns vorliegenden Entwurf wird sich
das Defizit in diesem Jahr um 33% erhöhen, in Euro ausgedrückt steigt der
Schuldenberg um weitere 2,8 Millionen Euro. 12,7 Mio Einnahmen stehen 24,2 Mio
Ausgaben gegenüber, so dass wir auf ein
Defizit in Höhe von 11,5 Mio € verweisen müssen. Diese Beträge sind
größtenteils über Kassenkredite zu finanzieren, was wiederum den Haushalt durch
enorme Zinszahlungen belastet. Wir können froh sein, dass das Zinsniveau so
niedrig ist und wir mir zur Zeit nur 2,5 % Kassenkreditzinsen rechnen müssen.
Die
finanzielle Situation der Kommunen wird jedes Jahr dramatischer. Die Einnahmen
gehen zurück und die Ausgaben steigen. So sinkt auch in diesem Jahr der
Gemeindanteil an der Einkommensteuer um weitere 200.000 €, sicherlich ein
Problem, das wir nicht auf der kommunalen Ebene lösen können. Hier ist die
Bundesregierung gefragt, die noch nicht ansatzweise den Arbeitsmarkt zu beleben
versteht. Gerade heute hören wir, dass wir „Nachkriegsrekord“ in Sachen Arbeitslosigkeit mit über 5 Mio
Menschen zu verzeichnen haben. Da die konjunkturelle Lage in Deutschland schon
seit einigen Jahre einen stetigen Abschwung erlebt und somit die Einnahmen
ausbleiben, wirkt sich dies natürlich auch auf die Einnahmen des Landes aus.
Somit fallen logischer Weise auch die Schlüsselzuweisungen des Landes an die
Kommunen geringer aus, obwohl man hier mit Sonderprogrammen wie
Bausubstanzerhaltung versucht, die desolate Situation in den Kommunen zu
verbessern. Aller Voraussicht nach wird sich die Kreisumlage in diesem Jahr um
ca. 200.000 € erhöhen. Auch hierfür gibt es sicherlich eine ganze Reihe von
Erklärungen, denke man nur an die immens gestiegenen Kosten im Bereich der
Jugendhilfe. Andererseits ist dieser Ausgabenkomplex ein Bereich, von dem die
Gemeinde wiederum profitiert, der wenigsten teilweise wieder zurückfließt. Ich
erinnere an 100.000 Euro für den Härtelwald, 242 Tsd €, die im letzten Jahr in
das Gebäude der Gesamtschule geflossen sind und 156 Tsd Euro Zuschuss für den
kath. Kindergarten in Marpingen. Mit 20% wurde die Küchensanierung im
Kindergarten Marpingen und Alsweiler bezuschusst.
Eventuell zusätzliche Einsparungen im
Verwaltungshaushalt würden nicht dazu führen können, das Defizit drastisch zu
verringern. Sicherlich gibt es eine Reihe von freiwilligen Ausgaben, die den
Haushalt belasten. Die Gemeinde investiert eine Menge Geld in Schulen und
Sporthallen, was letztendlich unseren Kindern und unserer Jugend zu Gute kommt.
Die Vereinsförderung haben sich alle Parteien auf die Fahne geschrieben und
dies aus gutem Grund. Wir als Gemeinde haben die Rahmenbedingungen zu schaffen,
dass eine vernünftige Jugendarbeit in den Vereinen geleistet werden kann. Ich
habe eben die steigenden Kosten in der Jugendhilfe angesprochen. Kosten in Höhe
von 50.000 € pro Heimplatz rechtfertigen sämtliche Investitionen von
Gemeindeseite, wenn es uns und den Vereinen gelingt, Jugendliche in ihrer
Freizeit sinnvoll zu beschäftigen. Ob Sport- oder Schwimmhallen, ob Sportplätze
oder Ferienfreizeit, alles sicherlich freiwillige aber dennoch notwendige Ausgaben,
die wir nicht dem Sparzwang opfern dürfen, weil sie der Gemeinde sprich
Gemeinschaft nützlich sind und im Endeffekt Geld sparen.
Ebenso notwendig und wichtig sehen wir die Gelder,
die wir den Ortsteilen zu Gute kommen lassen. Es hat sich gezeigt, dass in
aller Regel mit diesen Geldern verantwortungsbewusst umgegangen wird. Geld,
dass vor Ort von den Ortsräten sinnvoll für kleinere Maßnahmen investiert wird.
Dies wird sich auch in diesem Jahr nicht ändern, die Ortsteile erhalten nach
gleichem Verteilungsschema, wie in der Vergangenheit nach der Einwohnerzahl,
ihr Budget.
Machen wir einen Schritt in den noch spannenderen
Teil des Haushalts, in den Vermögenshaushalt.
Angesichts der Herausforderungen hat sich die CDU Fraktion
im Rat zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit der Verwaltung ein Einsparvolumen zu
erreichen, aber gleichzeitig die Investitionsfähigkeit unseres Gemeinwesens zu
erhalten. So stand im Vordergrund der Beratungen im Vorfeld ein Spar- aber kein
„Todsparhaushalt“.
Als wir den ersten Entwurf des Haushaltsplanes von
der Verwaltung erhielten, trauten wir zunächst unseren Augen nicht und
zweifelten die dort stehenden Zahl von 136.300 € an frei verfügbaren Mitteln
an. Geld, dass für neue Investitionen in 2005 in allen Ortsteilen, für
eventuelle Zuschüsse an Vereine, für Fuhrpark und Maschinen des Bauhofes und
darüber hinaus noch für Investitionen im Bereich der Feuerwehr reichen sollte.
Doch, wie wir zwischenzeitlich wissen, der Betrag war richtig. Ca. 1 Mio Euro an
Ausgaben waren von Gemeinderat und Ortsräten an Forderungen gestellt und die
Maßnahmen sollten nach deren Vorstellungen tatsächlich in 2005 durchgeführt
werden. Um das Ende vorweg zu nehmen, es ist uns nicht gelungen! Wir konnten
zwar das im ursprünglichen Entwurf
ausgewiesene Defizit um rund 1 Mio Euro auf rund 260.000 € senken, aber – das
war´s. Dabei hat die CDU sich
tatsächlich auf das Notwendige beschränkt. Der Ansatz für die Sanierung bzw.
Anbau des Rathauses wurde wegen nicht Realisierbarkeit in 2005 gestrichen. Das
von dem Gemeindewehrführer beantrage Budget incl. dem Katastrophenschutz belief
sich im Verwaltungs- und Vermögenshaushalt auf insgesamt 119.150 €. Dass wir dieser Forderung nicht nachkommen
können liegt auf der Hand, zumal der Ansatz im vergangen Jahr noch bei 49.700 €
lag, was eine Steigerung um rund 140% bedeuten würde. Bereits im Dezember haben wir darauf hingewiesen und die
Feuerwehrleitung gebeten, die Ansätze kritisch zu überprüfen und neu zu
veranschlagen. Da dies nicht geschehen ist, haben wir den gleichen Ansatz wie
im vergangenen Jahr auf der Ausgabenseite eingestellt. Ich möchte in diesem
Zusammenhang nochmals darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine
Böswilligkeit der Mehrheitsfraktion handelt, sondern um eine absolut unverzichtbare
Maßnahme. Die Kosten im Bereich des Brandschutzes steigen überdimensional,
sicherlich nicht durch Verschulden der Feuerwehren hier vor Ort, in erster
Linie durch permanente gesetzliche Mehrforderungen, die wir uns tatsächlich
nicht mehr leisten können. Die Feuerwehrverantwortlichen sind künftig auch
gehalten, ihr Budget nicht zu überschreiten. Allein im vergangenen Jahr
beliefen sich die überplanmäßigen Ausgaben auf mehr als 10.000 €. Bürgermeister
und Wehrführer sind aufgefordert einen Vorschlag zu unterbreiten, wie dies
künftig vermieden werden kann.
Im Bereich des Bauhofes haben wir enormen
Investitionsnotbedarf. Da wir immer weniger Aufträge an die Wirtschaft vergeben
können, fordern wir dem Bauhof immer mehr Leistungen ab. Dafür müssen wir ihm
das notwendige Equipment zur Verfügung stellen! Der Bauhof hat Primärbedarfe in
Höhe von 140.000 € angemeldet, was wir ihm in Anbetracht der Finanzsituation
nicht aus den wenigen Mitteln des Vermögenshaushalt in einer Summe zur
Verfügung stellen können. Hier sehen wir nur die Möglichkeit auf immer mehr Leasingleistungen
überzugehen, was die Investitionen letztendlich zwar verteuert, aber wenigsten
möglich macht.
Um die maximalen Zuschussmittel des Landes zu
erhalten, haben wir auf kleinere Investitionsmaßnahmen verzichtet und statt
dessen größere Projekte in den Haushaltsplan eingesetzt. So wird die Sanierung
der Alsweiler Sporthalle, die insgesamt 727.500 € kosten wird, mit 40% aus
Landesmitteln bezuschusst. Die Dorferneuerungen in Alsweiler, Bescherweiler
sowie die Ortskernsanierung in Urexweiler werden nicht im Haushalt erscheinen.
Sie werden allerdings in Form einer Absichtserklärung gemeldet, damit die
Zuschussanträge dem Land zugeleitet werden können.
Die einzelnen Maßnahmen für den Vermögenshaushalt
werden im Anschluss vorgestellt.
Nach geltendem Recht können wir eine Kreditaufnahme in Höhe von 252.000 € im Vermögenshaushalt einstellen. Betrachten wir uns die ursprünglichen Wünsche der Ortsräte, des Bauhofes und der Feuerwehr, so hatten wir auf Grund dieser Vorgaben einen zusätzlichen Kreditbedarf in Höhe von 1,3 Mio €. Die CDU Fraktion hat diesen Betrag um eine Million € zurückgefahren, indem Maßnahmen priorisiert und in die kommenden Jahre verschoben wurden. Dennoch verbleibt ein Zusatzbedarf in Höhe von 264.000 €, der im VmH nicht vorgesehen ist. Wir sind bereit, mit dem Landkreis bei der Sanierung des Haushalts partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Deshalb muss das Gespräch bzgl. der Kreditlinie gesucht werden. Unsere eingestellten Maßnahmen werden wir begründen.
Wir sind der Meinung, dass es nicht sein kann und
nicht sein darf, dass die Höhe des Kredites von der Nettotilgung der Altlasten
abhängig ist. Gemeinden, die in früheren Jahren viel Schulden gemacht haben und
demzufolge heute eine hohe Nettotilgung leisten, werden in die Lage versetzt,
verhältnismäßig hohe Neuverschuldungen einzugehen. Wir, die keine allzu hohen
Tilgungen tätigen, haben das Problem, dringend notwendige Investitionen nicht
mehr finanzieren zu dürfen.
Mit der in der Verfassung garantierten
Selbstverwaltung hat dieses Genehmigungsprozedere nichts mehr zu tun. Es stammt
noch aus einer Zeit, in der die kommunale Welt noch in Ordnung war und die
Haushalte ausgeglichen werden konnten. Diese Zeiten sind vorbei! Wir reden heute
von einer dauerhaften Finanzkrise, die auch nicht durch ein
Haushaltssicherungskonzept gelöst werden kann. Ich glaube dass wir uns in der
Einschätzung einig sind, dass das kommunale Haushaltsrecht im Bezug auf die
Kreditvergabe flexibilisiert werden muss, weil anders die Leistungsfähigkeit
der Kommunen nicht wiederherzustellen ist. Dass dies geht, wenn das Land es
will, zeigt das Verfahren zur Umsetzung aufgelegter Substanzerhaltungsprogramme
und in der Vergangenheit die KIP Programme.
Wir bitten auch die Opposition unserem Entwurf in dieser Form zuzustimmen. Sie demonstriert damit gemeinsam mit uns den Willen zum Sparen. Ebenso wird sie ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl gerecht, wenn auch sie sich hinter die Durchführung notwendiger Investitionsmaßnahmen stellt.
Die Ausgaben
des Vermögenshaushalts im Überblick:
Rathaus/Verwaltung: allgemeine Beschaffungen |
2.000 |
Freiwillige Feuerwehr: allg. Beschaffungen 4 LBZ`e |
7.000 |
Grundschule Alsweiler: Beschaffungen |
4.100 |
Grundschule Marpingen: Beschaffungen |
5.100 |
Grundschule Urexweiler:
Beschaffungen |
4.100 |
Sanierung Bausubstanz/Elektroanlage Grundschule Urexweiler
(BauSZP 40:60) |
180.000 |
Touristische Nutzung Härtelwald (WVVW) |
20.000 |
Sanierung Kommunaler Kindergarten Isolierung Mauerwerk |
56.000 |
Investitionszuschüsse an Vereine |
15.000 |
Gesamtsanierung Sporthalle Alsweiler |
727.500 |
Flächennutzungsplan: allgemein + Windkraft |
25.000 |
Ortskernsanierung Marpingen |
387.000 |
Erwerb Anwesen "Knoppstr. 11" |
86.000 |
Erwerb Anwesen "Am Alten Markt" |
20.000 |
Kreuzungsbereich "Marienstr. / Zufahrt Schule"
(75 % GVFG) |
14.000 |
Oberflächenentsiegelung gemeindeeigener Grundstücke |
50.000 |
Erschließung Gewerbegebiet "Rittersfeld" |
76.600 |
Verbindungsstraße Rheinstraße - B 269 (GVFG) |
75.000 |
Strasse/Gehweg "Untere Rittersheck"/Komm. KIGA
(GVFG) |
100.000 |
Umlage Zweckverband "Illrenaturierung" |
33.000 |
Urnenwand Friedhof Marpingen |
25.000 |
Erweiterung Friedhof Urexweiler |
20.000 |
Grunderwerb Erweiterung
Friedhof Urexweiler |
12.500 |
Bauhof: allgemeine Beschaffungen/Fahrzeuge (Rest: Leasing
VWH) |
20.000 |
Mietkauf
"ehem. Sägewerk Trapp" als neuer Bauhof |
24.600 |
Bushaltestelle Hauptstraße - Urexweiler (ÖPNV) |
33.500 |
Bushaltestelle Remmesweilerstr. - Urexweiler (ÖPNV) |
35.000 |
Allg. Grundvermögen: Erwerb von Grundstücken |
7.500 |
gesamte Tilgung für Kredite |
706.600 |
|
|
Ausgaben insgesamt: |
2.772.100 |